Auf Deutsch

Finanzkrise: Griechenland, Deutschland, Orthodoxie.

20 Μαρτίου 2010

Finanzkrise: Griechenland, Deutschland, Orthodoxie.

Tagarakis Christos

In letzter Zeit erscheinen in den deutschen Medien die verschiedensten Berichte über die Finanzkrise Griechenlands. Manchmal sind die Informationen vermischt mit falschen Daten und einer anti-griechischen Propaganda. In manchen Fällen gibt es sogar beleidigende Bilder und Kommentare, die letztlich sowohl für die Griechen als auch für die Deutschen abwertend sind. Dazu belasten sie die traditionelle und echte Freundschaft zwischen Griechen und Deutschen, die in beiden Ländern harmonisch miteinander leben.

Weiterlesen…

Neuerdings werden einige zusätzliche falsche Informationen in den deutschen Medien verbreitet, die die Orthodoxe Kirche von Griechenland ins Visier nehmen (diese Kirche wird immer wieder, in den meisten Fällen ohne jeglichen Grund, hauptsächlich von den griechischen Medien angegriffen). Es wird auf eine sehr defamierende Art und Weise berichtet, ohne die Realität richtig darzustellen, dass:

a) die Priester vom Staat bezahlt werden und

b) die Orthodoxe Kirche keine Steuern bezahlt.

Ziel diesen kurzen Beitrags ist es, alle Interessenten, unabhängig von ihrer nationalen, politischen oder religiösen Zugehörigkeit, über die Wahrheit zu informieren.

1) Es ist bekannt, dass in Deutschland sowohl die Katholiken als auch die Protestanten Kirchensteuer bezahlen müssen. Sie sind von dieser Steuer erst befreit, wenn sie aus der entsprechenden Institution austreten. Im Unterschied dazu wird in Griechenland keine Kirchensteuer gezahlt. Die Orthodoxe Kirche ist seit ihrer Gründung (vor 2.000 Jahren) auschliesslich auf die Spenden der Gläubigen angewiesen. Das gleiche gilt für alle Orthodoxen in den ganzen Welt. Trotz dieser (für die Verhältnisse in Deutschland unvorstellbaren Situation) überstand die Orthodoxe Kirche im Laufe ihrer 2.000-jährigen Geschichte alle möglichen Krisen (Kreuzzüge, Kriege, 400–500-jähriges türkisches Joch in Griechenland, Zwangsislamisierungen, Verfolgungen der Christen in kommunistischen Ländern, e.t.c.).

2) Nach der Befreiung Griechenlands vom türkischen Joch wurde der neue Staat Hellas (Griechenland) gegründet. Die Befreiungskämpfe begannen 1821 mit erheblicher Hilfe der Orthodoxen Mönche und Priester und dauerten bis zur Befreiung von Nord-Griechenland etwa 80-90 Jahre. Die Orthodoxe Kirche hat zu verschiedenen Zeitpunkten freiwillig einen sehr grossen Teil ihres Eigentums (das auschliesslich aus den Spenden der Gläubigen stammt) an den griechischen Staat verschenkt. Zunächst hatte der junge Staat anfänglich überhaupt keinen Besitz und kein Geld. Einige Jahrzehnte später, zwischen 1900 und 1930, mussten nach der Kleinasiatischen Katastrophe weit mehr als 1,5 Millionen Flüchtlinge in Griechenland integriert werden. Der größte Teil der griechischen Bevölkerung der heutigen Nord-Türkei (Pontos) sowie der West-Türkei (Kleinasien) mußte das Land verlassen. Mehr als 1.500.000 Menschen wurden vertrieben und hatten ihre gesamtes Vermögen verloren. Es dürften in die Türkei hauptsächlich nur diejenigen bleiben, die bereit waren zum Islam zu konvertieren. Diese Verfolgung wird offiziell als „Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei“ schöngeredet. Die vertriebenen Griechen kammen in das heutige Hellas. Die Orthodoxe Kirche von Griechenland hat ein erhebliche Teil ihres Eigentum an diese Menschen verschenkt. Die Flüchtlinge bekamen Land zur Ansiedlung und zum Ackerbau aus dem Besitz der Klöster, Metropolien und Pfarreien, von dem bis dahin die Kirche selbst lebte, geschenkt. Dies wird in den Medien verschwiegen oder scheint unbekannt. Bestreben der Orthodoxen Kirche war es immer, den griechischen Staat mit allen gerechten Mitteln zu unterstützen. Dank dieser Hilfe (z.B. finanziell durch Geld oder das Verschenken von Ländereien und Immobilien) wurden auch Universitäten, Schulen, Krankenhäuser e.t.c. gegründet. Darüber hinaus hat der griechische Staat durch verschiedene Abkommen, die manchmal seitens des Staates nicht eingehalten wurden, weitere Teile des Eigentums der Kirche (es wird wiederholt: nämlich die Spenden der Gläubigen) weggenommen und enteignet. Die einbezogenen Ländereien und Immobilien waren aber ursprünglich das finanzielle Rückgrat der Kirchengemeinden, auf denen die Dorfpfarrer früher selbst als Landwirte oder durch Verpachtung wirtschafteten und von denen die Kosten der Kirche bestritten wurden.

3) Im Rahmen der obenerwähnten freiwilligen (und unfreiwilligen) Gaben des kirchlichen Eigentums („Pfründe“) an den Staat hat sich als eine Art Austausch und Gegenleistung der griechische Staat verpflichtet, die Gehälter der Priester zu bezahlen. Es sollte betont werden, dass dieses Geld, das der Staat an die Priester bezahlt, nur ein Bruchteil des finanziellen Wertes der kirchlichen Eigentum ist, das der Staat von der Kirche erhalten bzw. genommen hat.

Zudem refinanziert sich der griechische Staat durch Einbehaltung von 30% der Kerzenspenden, die alle Gläubigen beim Betreten der Kirche freiwillig zur Unterstützung und Finanzierung der Gemeinden und Metropolien leisten.

Aus diesen Gründen ist die Bezahlung der Gehälter der Priester durch den griechischen Staat völlig legitim und nachvollziehbar.

Somit ist die erste falsche Darstellung der Medien (“der Staat bezahle die Gehälter der Priester”) als nur ein Teil der gesamten Realität korrigiert. Die Priester erhalten nur einen kleinen Teil des Geldes, das die Kirche an den Staat mehr oder weniger verschenkt hat, und zwar auf Grund von Abkommen.

4) Die Orthodoxe Kirche von Griechenland ist juristisch gesehen ein Teil des Staates (Bezeichnung: Körperschaft des Öffentlichen Rechtes – “Νομικό Πρόσωπο Δημοσίου Δικαίου”). Aus diesem Grund und in Zusammenhang mit den obenerwähnten Überlassungen von Eigentum (seitens der Kirche an den Staat) wurde vereinbart, dass die Kirche keine Steuer an den Staat bezahlen muss. Die Bezahlung von Steuern durch eine Körperschaft des Staates (Kirche) an eine andere (Staat) wäre, als ob ein Mensch Geld von der einen Tasche seiner Hose nimmt und es in die andere Tasche steckt: das Geld bleibt bei der gleichen Person. Ausserdem wird das Geld (die Spenden der Gläubigen), das die Orthodoxe Kirche bekommt wird, für gute und gemeinnützige Zwecke weitergegeben: Waisenkinder, ältere Menschen, Arme, Notleidende e.t.c.

Somit ist auch die zweite falsche Darstellung der Medien (“die Kirche bezahle keine Steuern”) korrigiert und beantwortet. Die Orthodoxe Kirche gibt an den griechischen Staat und an die Gesellschaft weit mehr als Steuern.

Es mag sein, dass die Verbreitung von gefälschten Informationen bzw. von Bruchteilen der Realität, die zu eine negative Einstellung gegenüber der Orthodoxe Kirche in Griechenland führt, bei einigen Leute gut ankommt oder die Interessen anti-christlicher Kreise gut bedient. Es verführt jedoch andere Leute, die gutwillig sind, aber sich mit der Situation in Griechenland nicht auskennen, zu falschen Schlussfolgerungen.

Unter diesen Umständen, jeder kann sich fragen:

Ist die Manipulation der Informationen (und dadurch auch der Menschen) mit den Grundrechten des Menschen vereinbar ?

Stichwörter: Finanzkrise, Orthodoxie, Christentum, Kirche, Staat, Griechenland, Presse, Information, Propaganda, Steuer, Kirchensteuer.